Der nördlichste Punkt Europas

(Der aller-, aller-nördlichste.)

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Auf unseren Reisen bisher waren wir in allen Himmelsrichtungen unterwegs: Immer westwärts ging es einmal um die Welt. Der nördlichste Punkt, den wir bisher gesehen hatten, war das Nordkap – der nördlichste Punkt auf dem europäischen Festland also.

Diesmal, bei einer dreiwöchigen Reise, hatten wir uns vorgenommen, den hohen Norden noch ein wenig besser kennenzulernen: Über Schottland und Island führte uns unsere Route nach Norwegen und bis nach Spitzbergen, der nördlichsten Insel Europas. Ob wir unser Ziel erreicht haben und was wir auf dem Weg dorthin erlebt haben, lest Ihr hier.

Aufbruch nach Norden: Von Würzburg nach Lübeck

Der erste Schritt unserer Reise führte uns auf dem direkten Weg an die deutsche Küste: Von Würzburg aus fuhren wir nach Lübeck, wo wir drei Tage verbrachten. Wer die Stadt mit der langen Geschichte noch nicht kennt, sollte unbedingt mal einen Kurztrip dorthin einplanen – uns hat die Hansestadt mit ihrer Mischung aus uralten Backsteinhäusern und sympathisch-norddeutscher Schnoddrigkeit sehr gut gefallen. Die Innenstadt Lübecks ist kompakt und gut zu Fuß zu erkunden. Die uralten Häuser, teils aus dem 16. Jahrhundert und inzwischen dank des sandigen Bodens schief und krumm, säumen quirlige Straßen, auf denen Einheimische und Touristen sich gleichermaßen in die kleinen Läden und Cafés treiben lassen.

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Da Lübeck sich in seiner Kompaktheit gut in einem Tag erkunden ließ, machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Travemünde, wo das Wetter es nicht ganz so gut mit uns meinte und uns schon die erste steife Meeresbrise ins Gesicht blies.

Ahoi: Von Kiel nach Schottland

Weiter ging unsere Entdeckungstour von Kiel aus. Wir stiegen auf das Schiff AIDAluna, um von dort über die Ost- und Nordsee Richtung Norden weiter zu fahren. Unser erster Zwischenstopp befand sich auf den zu Schottland gehörigen Orkney-Inseln. In Kirkwall gingen wir von Bord, um die grüne Insel zu erkunden.

Die Orkney-Inseln sind kleine, verschlafene, grüne Flecken im Atlantik. Geprägt vom rauhen Klima und der jahrhundertelangen Tradition der Schafzucht, hat sich das Leben dort augenscheinlich seit dem Mittelalter nur wenig verändert. Sollte unter Euch jemand sein, der mal ein paar Wochen komplett abtauchen und keinen Menschen sehen will: Die Orkney-Inseln bieten sich da an ;).

Island im Sonnenschein

Nach einem Tag auf See kamen wir da an, wo wir vor anderthalb Jahren unsere Weltreise gestartet hatten: Island empfing uns mit dem herrlichsten Sonnenschein. Für uns bringt Island immer ein besonderes Gefühl mit sich; lag das Land doch vor sieben Jahren auf der Route unserer Hochzeitsreise und stellte mit dem Start unserer Weltreise 2017 einen ganz emotionalen Punkt dar. Diesmal fühlte es sich ein bisschen an wie „nach Hause kommen“, als wir in Reykjavík ankamen und die wohl bekannten Straßen entlang schlenderten.

Drei Tage verbrachten wir auf der Insel und lernten mit Ísafjörður noch eine Ecke im Norden des Landes kennen, die uns bisher unbekannt war.

Zusammen mit unserem einheimischen Guide fuhren wir in die umliegenden Berge, auf denen noch Schnee lag, und ließen uns von ihm die Pflanzen- und Tierwelt der Westfjorde Islands erklären. Als er erwähnte, dass das Wasser im Sommer „angenehme“ Höchsttemperaturen von 12°C hätte und man dann gut darin schwimmen könnte, waren wir doch ganz froh, keinen Badeurlaub dort geplant zu haben ;).

Mit einem Besuch des Goðafoss und der Schwefelquellen in der Nähe von Akureyri schlossen wir unseren kurzen Halt in Island ab – mit neuen Eindrücken und dem typischen Schwefelgeruch in der Nase.

Ab in die Kälte: Der ganz hohe Norden

Nachdem wir Island verlassen hatten, steuerte unser Schiff Richtung Norden auf den Höhepunkt unserer Reise zu: Spitzbergen lag vor uns. Da wir inzwischen den Polarkreis überquert hatten, sanken die Temperaturen auf 0°C und die Sonne ging nicht mehr unter.

Spitzbergen ist der nördlichste Punkt Europas, den man als normaler Reisender erreichen kann – weiter in den Norden sollte man sich nur noch mit entsprechender Ausrüstung begeben. Hier leben mehr Eisbären als Menschen. Der Boden der Insel besteht aus Permafrost; er taut also unter normalen Voraussetzungen niemals auf. Das sorgt nicht nur dafür, dass es auf Spitzbergen ganzjährig kalt ist, sondern schafft auch Umstände, an die sich die Menschen erst mal anpassen müssen. So darf man auf Spitzbergen beispielsweise nicht sterben. Was seltsam klingt, hat einen sinnvollen Hintergrund: Der Permafrost-Boden lässt keine Erdbestattungen zu. Nur in seltenen Fällen gibt es deshalb mit Ausnahmegenehmigung Urnenbestattungen. Alte und sehr kranke Menschen werden mit dem Flugzeug auf das norwegische Festland gebracht, das selbe gilt für Schwangere im 8. Monat. Nach der Geburt dürfen Mutter und Kind dann wieder zurück auf die Insel.

Aus diesem Grund findet man auf Spitzbergen eigentlich nur Durchreisende: Viele der Einwohner kommen aus den verschiedensten Gründen auf das kalte Eiland, um sich einige Monate oder Jahre dort niederzulassen. Manche forschen am ewigen Eis, andere wollen Geld verdienen, um sich anschließend in ihrer Heimat zum Beispiel ein Haus bauen zu können. Insgesamt ist die Bevölkerung Spitzbergens daher jung und international.

Wer sich dort niederlässt, muss übrigens nicht nur mit dem kalten Klima zurecht kommen: Im Winter geht fünf Monate lang die Sonne nicht auf. Dass der Tag im März, an dem die ersten Sonnenstrahlen wieder den Boden Spitzbergens berühren, jedes Jahr mit einem großen Fest gefeiert wird, ist für uns absolut nachvollziehbar.

Spitzbergen ist, wenn man es ehrlich betrachtet, keine schöne Insel. Abgesehen von den bunt angestrichenen Häusern sieht man keine Farben – der weiße Schnee mischt sich mit den dreckigen Kohlespuren (kleine Mengen Kohle werden hier noch abgebaut) und dem dunklen Geröll der Berge. Trotzdem hat der Fleck Erde eine gewisse Faszination, denn er ist definitiv einzigartig. Für uns käme ein Leben dort oben im allerhöchsten Norden nicht in Frage, schon wegen des fehlenden Lichts im Winter. Doch beeindruckend ist es schon, dass sich Menschen für ein Leben hier entscheiden.

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Nördliche Superlative

Nachdem wir Spitzbergen hinter uns gelassen haben, näherten wir uns ganz langsam wieder den etwas südlicheren Gefilden – dem Festland Norwegens. Wir machten Halt in Honnigsvag – der Ort, von dem aus die meisten Touren zum Nordkap losgehen. Eigentlich ist es die nördlichste Stadt Festland-Norwegens, doch dank eines Abkommens mit Hammerfest vermarktet Honnigsvag dieses Statement nicht. Hammerfest seinerseits, das wir am nächsten Tag besuchten, darf deshalb weiterhin damit werben, die nördlichste Stadt Europas zu sein.

Wir durften diese Stadt im schönsten Sonnenschein erleben und hatten dank des guten Wetters vom Hausberg aus einen tollen Ausblick über das kompakte Stadtzentrum und die sie umgebende Bucht. Im Hafenbecken entdeckten wir nach kurzer Zeit einen weißen Schimmer im Wasser, der sich später als junger Beluga-Wal herausstellte. Wie wir später erfuhren, hat sich dieser Wal das Hafenbecken von Hammerfest als festen Wohnsitz ausgesucht; er wird inzwischen von den Anwohnern als Teil der Gemeinschaft betrachtet und ist dank großzügiger Fütterung inzwischen sogar zahm geworden. Die Hammerfester spekulieren zwar, ob der Wal nicht vielleicht ein russischer Spion sei. An seiner Beliebtheit ändert das aber nichts.

Auch andere Tiere spielen in Hammerfest eine wichtige Rolle: Die Eisbären. Obwohl schon lange keine Eisbär-Jagden mehr veranstaltet werden, ist in Hammerfest, dem ehemaligen Ausgangspunkt solcher Jagden, noch heute der Eisbären-Club beheimatet. In diesem Club können heutzutage auch Touristen gegen eine Aufnahmegebühr Mitglied werden, allerdings nur, wenn sie tatsächlich persönlich vor Ort erscheinen. An dieser Hürde ist Elvis Presley schon gescheitert; er wollte die Reise in das entlegene Städtchen nicht auf sich nehmen.

Von Hammerfest aus fuhren wir weiter in eine weitere Superlativ-Stadt Norwegens: Tromsø nennt sich „nördlichste Großstadt“ Europas. „Großstadt“ ist hier allerdings in einem anderen Sinn zu betrachten als bei uns üblich – es geht um die flächenmäßig größte Stadt Nord-Norwegens. Der Stadtkern Tromsøs ist tatsächlich sehr kompakt und leicht zu Fuß zu erkunden. Leider machte uns das Wetter in Tromsø einen Strich durch die Rechnung: Bei Temperaturen nah am Gefrierpunkt, Nieselregen und starkem Wind kämpften wir uns zwar über die lange Hängebrücke zur Eismeerkathedrale durch, doch dann mussten wir den Rückzug antreten. Leider fingen wir uns dabei beide eine Erkältung ein, die uns noch bis zum Ende unserer Nordland-Reise begleite sollte.

Wunderschöne Landschaften im Fischaroma

Das letzte Drittel unserer Reise führte uns in die Lofoten, einer Inselgruppe an der Norwegischen Küste, die mit ihren Fjordlandschaften und den kleinen, roten Häuschen wie direkt aus einem Skandinavien-Roman wirkt. Das Idyll wird einzig von dem durchdringenden Geruch nach Stockfisch ein wenig getrübt, der sich, ausgehend von den großen Gestellen, an denen der Fisch zum Trocknen aufgehängt wird, unnachgiebig in alle Richtungen ausbreitet. Die Stockfisch-Produktion auf den Lofoten folgt einer Jahrhunderte alten Tradition – und obwohl laut Bekunden unseres Reiseführers heute kaum noch ein Lofote ernsthaft Stockfisch für den Eigenverzehr herstellt, wird die Tradition noch mit großem Engagement fortgesetzt. Was dann mit dem Stockfisch passiert? „Das Geld hängt vor den Fenstern“ sagen die Einheimischen und verkaufen die traditions- und geruchreiche Speise an die Touristen.

Bei unserem Abstecher in die Lofoten lernten wir die einfache, naturbezogene Lebensart der Inselbewohner kennen. Obwohl der Tourismus wirtschaftlich auch hier immer mehr an Bedeutung gewinnt, spielt auch der Fischfang und die Fischverarbeitung immer noch eine große Rolle. Die Lachszucht und der Export von Wildlachs ist eine bedeutende Einnahmequelle, auf die sich die Wirtschaft der Region stützt.

Das Ende der Reise

Ein letzter Stopp in Bergen bildete das Ende unseres Norwegen-Aufenthalts und gleichzeitig das Ende unserer Nordland-Reise. Wie schon Reykjavík ist uns auch Bergen wohl bekannt, deshalb spazierten wir hier nur ein wenig durch die Innenstadt und das traditionsreiche Hanseviertel Bryggen, um uns die vergangenen zweieinhalb Wochen noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Der nördlichste Norden Europas – eine Reise wert?

Während in Deutschland in den letzten Wochen der Sommer mit voller Kraft ausgebrochen ist und die Temperaturen über die 30-Grad-Marke stiegen, verbrachten wir unsere Tage dick in unsere Winterjacken eingepackt auf schneebedeckten Bergen und mit dem eisigen Wind im Gesicht. Klingt das verlockend? Nein? Ist es aber: Denn so ist er einfach, der nördlichste Norden Europas. Und nur wer einmal erfahren hat, wie der „Sommer“ auf Island, in (Festland-)Norwegen oder auf Spitzbergen sich anfühlt, kann nachvollziehen, aus welchem Holz die Einwohner dieser Länder geschnitzt sein müssen, um den langen und harten Winter unbeschadet zu überstehen. Pragmatisch und herzlich heißen sie die Besucher willkommen und schmunzeln nur, wenn wir unsere Winterjacken enger um uns ziehen, während sie im lockeren Pullover neben uns stehen.

Und noch etwas schwingt für uns beim Besuch der „Wikingerländer“ immer mit: In den teils schroffen, teils wunderschönen, teils verwunschen und fremdartig aussehenden Landschaften der Fjorde, Gletscher und Vulkane fühlt es sich so an, als ob in jedem Moment plötzlich ein Troll aus den Felsspalten kommen könnte oder sich eine Elfe zwischen den Erdhügeln versteckt. Wenn der Kamin auf einem einsamen, roten Häuschen am Fjord raucht und vor dem Fenster Stockfisch aufgereiht ist, dann macht man kurz eine Zeitreise und findet sich in einer Zeit lange vor Internet, Strom und fließend Wasser wieder.

Kurz und gut: Es ist kein Wunder, dass sich besonders im europäischen Norden Naturreligionen, alte Bräuche und Trollgeschichten größter Beliebtheit erfreuen, denn hier kann man den Zauber und die unglaubliche Kraft der Natur mit jedem Atemzug spüren.

Würden wir eine Reise in den nördlichsten Teil Europas empfehlen? Auf jeden Fall! Die dicke Jacke, Handschuhe und eine warme Mütze sollten allerdings zwingend ein Teil des Gepäcks sein, denn auch im Sommer gilt: Das Wetter dort oben ist unberechenbar ;).

Malta im Winter: Eine gute Idee?

Malta stand schon lange auf unserer Wunschliste – und war, das können wir ja jetzt verraten, die Alternative zu Portugal als letztes Land unserer Weltreise. Da Portugal damals das Rennen gemacht hat, stand unser Winter-Reiseziel für den Kurztrip nach Neujahr jetzt schnell fest: Malta. Ob das eine gute Idee war und was wir im Januar auf der Mittelmeerinsel erlebt haben, lest Ihr hier.

Erste Überraschung: Die Temperaturen

Als wir diese Reise gebucht haben, sind wir – dank Internetrecherche – davon ausgegangen, dass uns Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad Celsius erwarten. Frühlingshaft, könnte man meinen. Das kühle Erwachen kam am Abend unserer Ankunft: 9 Grad und Nieselregen empfingen uns. Leider sollten sich die Temperaturen in den folgenden Tagen auch nicht bedeutend nach oben bewegen. Im Gegenteil: die lokale Wettervorhersage sprach von vier Grad Celsius. Immerhin meinte es die Sonne gut mit uns und spendierte immer vormittags wunderschönes Licht und hier und da auch ein bisschen Wärme. Gegen 16 Uhr fing es dann jeden Tag an zu regnen – Winter am Mittelmeer. Doch darauf kann man sich ja einstellen.

Gut eingepackt am Mittelmeer

Malta per Bus

Natürlich ließen wir uns vom kühlen Wetter nicht die Stimmung verhageln. Eingepackt in dicke Pullis, Jacken und warme Schuhe erkundeten wir in den nächsten Tagen die ganze Insel. Dazu kauften wir uns eine Wochenkarte für den öffentlichen Bus. Die Wochenkarte hat zur Zeit unserer Reise (Januar 2019) 21 Euro pro Person gekostet und schließt den gesamten Busverkehr auf Malta und Gozo ein. Für uns war das sehr praktisch: So muss man nicht darauf achten, wie viele Fahrten man noch auf dem Ticket hat oder wie oft man umsteigen muss, um zu einer bestimmten Sehenswürdigkeit zu kommen. Auch spontane Stops sind mit der Karte möglich.

Solltet Ihr mit dem Gedanken spielen, Malta per Mietauto zu erkunden, seid gewarnt: Es herrscht Linksverkehr und mediterraner Fahrstil trifft hier auf mittelalterlich enge Gassen. Wir waren jedenfalls verblüfft und gleichzeitig ein wenig verwundert, wie schnell und verhältnismäßig unfallfrei sich die meisten Linienbusse durch das Verkehrschaos schlängelten.

Zeitreisen: Von 3200 BC bis heute an nur einem Tag

Verblüffend ist auch die Vielfalt, die Malta seinen Besuchern offenbart. Dass der Zwergstaat eine lange Historie vorweist, in der sich über die Jahrhunderte hinweg Araber, Spanier, Italiener und Briten je mit ihren Einflüssen, Traditionen und ihrer Sprache verewigt haben, war uns bewusst. Überrascht hat uns aber, dass hier auch einige der ältesten noch erhaltenen Tempel der Menschheit stehen und besichtigt werden können.

Die Tempelanlage Ħaġar Qim

Ħaġar Qim heißt die Tempelstätte, die ca. 3200 v. Chr. auf Malta entstand. Ähnlich wie bei anderen alten Kultstätten weiß man auch hier nicht genau, für welchen Zweck die drei Tempel ursprünglich errichtet wurden. Möglicherweise dienten sie als eine Art Gemeindezentrum – oder eben als Ort der Gottesanbetung. Sicher ist, dass die Gebäude nach dem Stand der Sonne ausgerichtet waren und so auch als Kalender dienten.

Einen kleinen Teil der Tempel könnt Ihr übrigens auch sehen, wenn Ihr nicht auf Malta seid: Auf den maltesischen Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen ist ein typisches Torelement der Anlage abgebildet.

Wer nach dem Besuch dieser alten Steine noch nicht genug Geschichte geschnuppert hat, schafft am gleichen Tag locker noch eine Zeitreise ins Mittelalter. Malta ist reich an alten Festungen, Burgen, Kirchen und Klöstern. Uns hat Mdina besonders gut gefallen. Die Stadt ist im typisch maltesischen Baustil gehalten und besticht durch ihre engen Gässchen, die gut restaurierten Festungsanlagen und die kleinen Läden und Restaurants, die typisch maltesische Spezialitäten anbieten.

Zurück in die Neuzeit gelangt man dann – wenn man will – schnell in einem der vielen Cafés, den Pastizzi-Bars oder Restaurants in Valletta oder Sliema.

Kulinarik auf Malta

Und das bringt uns auch gleich zum nächsten Thema: Essen und Trinken auf Malta. Die maltesische Kultur ist eine wilde Mischung aus mediterranen, arabischen und britischen Einflüssen – wobei bei der Kulinarik glücklicherweise die mediterranen überwiegen ;). So besteht ein typisches Gericht auf Malta beispielsweise aus frischem Fisch mit Gemüse. Kaninchen und Kaninchenleber dürfen allerdings auch auf keiner landestypischen Speisekarte fehlen – und selbst die britischen Fish & Chips sind überall zu finden. Wer es einfacher mag oder nur einen Snack braucht, wird bei den Pastizzerias fündig: In diesen kleinen Bistros werden Pastizzi (Blätterteigtaschen mit Käse-, Bohnen-, Kichererbsen- oder Fleisch-Füllung) und Ftira (Sandwiches aus knusprig getoasteten Brötchen) zu günstigen Preisen verkauft. Bei Pastizzi liegt der Preis bei ungefähr 50 Cent pro Stück, ein Ftira kostet ungefähr 3,50 Euro. Hungrig muss auf Malta niemand bleiben.

Kirchen und Heilige an jeder Ecke

Drei Dinge fallen uns ein, die uns als typisch maltesisch aufgefallen sind: die aus Sandstein gebauten Häuser, die allen Städten die gleiche einheitlich helle Farbe verleihen; der Kulturmix, der über Jahrhunderte hinweg einzigartige Traditionen und eine absolut einzigartige Sprache hervor gebracht hat; und die unglaubliche Religiösität der Malteser, die dem Besucher buchstäblich an jeder Ecke begegnet. Egal, wohin man seine Augen wendet: Garantiert taucht ein Kirchturm im Sichtfeld auf. Allein von unserem Hotelzimmer aus haben wir 16 Kuppeln und Türme gezählt. Auch kleinere Orte haben garantiert eine oder zwei sehr fein herausgeputzte Kirchen – selbst wenn die Häuser der Einwohner außen herum einen eher bescheidenen Eindruck machen. In Straßen ohne Kirche ist mindestens eine Heiligenfigur zu finden. Und in einigen Städten ziert sogar jedes Haus neben der Hausnummer ein Heiligenbild, das das Haus und seine Bewohner schützen soll.

Wir waren in der Weihnachtszeit auf Malta und haben deshalb zusätzlich noch den Weihnachtsschmuck der Insel gesehen. Neben Lichterbögen und Bäumen gehört dazu in jedem Haus eine Krippe. Und auf jeder Kirchenfassade. Und auf jeder Verkehrsinsel. Und so weiter.

Schaut man sich die Geschichte Maltas an, die von katholischen Ritterorden geprägt wurde, ist die Religiösität der Einwohner kein Wunder. Dass sie sich allerdings bis heute mit ihren Traditionen hält, macht den Charakter der Insel ein Stück weit aus.

Fazit: Malta im Winter, eine gute Idee?

Obwohl wir im unerwartet kühlen Wetter ein bisschen geschlottert haben, würden wir eine Reise nach Malta im Januar jedem empfehlen. Die Nebensaison hat ihre Vorteile – weniger Gedränge, mehr Ruhe und hin und wieder freie Plätze im Bus ;). Alles scheint ein bisschen ruhiger zu laufen als im Sommer und man hat zum Beispiel an den alten Tempeln keine Menschenmassen im Nacken. Dafür lohnt es sich, einen dicken Pullover anzuziehen. Wir jedenfalls würden es wieder machen.

Zahlen, Daten, Fakten: Unsere Weltreise in der Zusammenfassung

Es ist ist der 27.03.18 um 19.21 Uhr, als wir mit dem Flug LH1163 auf der Landebahn 25 L des Frankfurter Flughafens aufsetzen. Auf der Parallelbahn, 25 C, sind wir genau 175 Tage früher gestartet; der „Kreis“ ist also fast exakt geschlossen.

Nach 24 Starts und Landungen, 4685 Flugminuten und etwa 57 234 Flugkilometern ist es die letzte Landung auf unserer Weltreise. Wir blicken zurück auf eine perfekte Weltumrundung – und das nicht nur im technischen Sinne: Auch Dinge, die wir nicht beeinflussen konnten, sind für uns super abgelaufen.

Unsere längste Flugverspätung waren tatsächlich läppische 38 Minuten auf der Strecke von Philadelphia nach Dallas (und das auch nur weil das Flugzeug beim Push Back leicht beschädigt wurde und überprüft werden musste). Ansonsten kamen wir selten mal verspätet an, oftmals sogar noch vor der geplanten Zeit.

Es kamen uns keine wichtigen Dokumente, (Pass, Kredit- EC-Karte etc.) abhanden, wir wurden nie bedroht oder gar überfallen. Ganz im Gegenteil, wir haben in allen 16 bereisten Ländern sehr nette, freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen.

Auch gesundheitlich hätte es nicht besser laufen können: Wir hatten außer kleinen Alltagsbeschwerden wie Bauch-, Kopf- oder Halsschmerzen keinerlei Probleme – und keinen einzigen Tag, an dem wir wegen einer Erkrankung ans Bett gefesselt waren und nichts machen konnten. Auch das Denguefieber hat uns Gott sei Dank verschont. Wir haben uns unterwegs keine Bettwanzen eingefangen und auch keine Flöhe und Läuse.

Selbst unsere Pflaster hatten wir umsonst eingepackt: Die „schlimmste“ Verletzung, die wir uns zugezogen haben, waren die Kratzspuren von den Kakadus auf dem Arm. Letztere waren

1. nicht schlimm und

2. es wert ;).

Ganz theoretisch hätten wir also sogar unsere Krankenversicherung einsparen können, aber für den Fall der Fälle ist es doch besser man hat als man hätte. Wir sind einfach froh, dass wir sie nicht benötigt haben.

Doch genug der ausführlichen Beschreibungen – hier kommen die puren Zahlen und Daten für Euch im Überblick:

Nördlichster Punkt unserer Weltumrundung war Island, der südlichste Invercargill in Neuseeland.

Wir waren 105 Tage auf der Nordhalbkugel und 70 Tage auf der südlichen Seite des Äquators.

Unsere geringste Temperatur war -9°C in Seoul, in Australien waren die Temperaturen etwa 40°C.

Diesen Temperaturunterschied von etwa 50°C haben wir mit dem Gepäckgewicht von 9,8 und 10,3 Kilo (Anzeige der Kofferwaage am Flughafen für unser letztes Aufgabegepäck) gemeistert. (Zusätzlich hatten wir Handgepäck mit ca. 3-4 Kg Gewicht.)

57 234 Kilometer in der Luft

Über 13 000 Kilometer auf dem Wasser

16 Länder

40 verschiedene Unterkünfte

2 Äquator-Überquerungen

1 Übertritt über die Datumsgrenze

8784 Bilder und Videos

… und unzählige Erinnerungen.

Gestern und heute haben wir noch einmal unsere Blogbeiträge gelesen und die Reise stückchenweise revue passieren lassen. Wir sind sehr froh, dass wir unsere Erlebnisse im Blog festgehalten haben – nicht nur für unsere fleißigen Mitleser zuhause, sondern vor allem für uns selbst. Auf diese Weise können wir uns wieder in die Zeit im Campervan in Neuseeland hinein versetzen. Wir erinnern uns an die Kakadus, die unseren Australien-Aufenthalt versüßt haben, und lachen über unseren Kälteschock in Hongkong.

Doch unser Blog hilft uns jetzt auch, uns daran zu erinnern, wie aufgeregt wir vor unserer Reise waren – und wie sich auch damals die Emotionen überschlagen haben. Heute geht es uns nicht viel anders: Trauer über das Ende unserer lang ersehnten Reise mischt sich mit der Freude darauf, Familie und Freunde wieder zu sehen.

Der Unterschied zu damals sind 175 Tage voller wunderbarer Erlebnisse und Begegnungen. Wir sind von dieser Reise zurückgekommen mit einem Sack voller Erinnerungen. An jedem einzelnen Tag durften wir Neues dazu lernen und tolle Erfahrungen machen. Und wir freuen uns jetzt schon darauf, wieder aufzubrechen.

Am Ende bleibt uns, ein ganz fettes DANKE los zu werden. Danke an alle, die uns diese Reise ermöglicht haben. Danke an alle, die immer wieder von sich hören haben lassen und unsere Berichte verschlungen haben. Danke an alle Facebook-Fans und Blogabonnenten, die uns treu geblieben sind. Danke an die Menschen, die uns unterwegs begegnet sind und unsere Reise bereichert haben.

Danke für eine unglaubliche Zeit.

Portugal: Bei weitem nicht das Letzte

Die Ausgangslage war schwierig für Portugal: Als letztes Land auf unserer Reise hatte es den Abschiedsstempel mental schon aufgedrückt bekommen, bevor wir in Lissabon ankamen. Doch das Land in Südeuropa machte unsere letzten Reisetage zum perfekten Abschluss.

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Noch auf dem Weg von der U-Bahn zu unserer Unterkunft in Lissabon lernten wir eine Besonderheit der Stadt kennen: Innerhalb von 500 Metern Fußweg wurde uns dreimal Haschisch angeboten. Nicht besonders versteckt übrigens – die Händler streckten uns die kleinen Marihuana-Kugeln, die aussahen wie Steine, einfach so entgegen. Leicht verwundert googleten wir die Drogengesetzte in Portugal, wurden aber aus den Ergebnissen nicht recht schlau. Anscheinend ist der Umgang mit Marihuana hier jedenfalls deutlich lockerer als bei uns.

Bevor Ihr jetzt abwegige Schlüsse zieht: Nein, das war nicht der Grund dafür, dass uns Portugal so gut gefallen hat! Im Gegenteil, der Spießrutenlauf zwischen den Händlern war eher hinderlich ;).

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Was uns an Lissabon begeisterte: Die Stadt hat Seele. Kopfsteingepflasterte Straßen und enge Gässchen zeugen von vergangenen Zeiten, in denen Portugal als Seefahrernation in großem Reichtum und kultureller Blüte lebte. An jeder Ecke stehen Häuser mit bunt gefliesten Fassaden. Durch die schmalen Sträßchen kämpft sich die Straßenbahn (und der Fahrer steigt auch mal aus, um an parkenden Autos den Spiegel einzuklappen, weil es sonst zu eng wäre). Zwischen dem Tejo und dem Rossio reihen sich Straßencafés und Restaurants aneinander, die dem Besucher Bacalhau auf verschiedenste Weisen servieren. Langweilig wird das nie: Angeblich gibt es 365 Arten, den Fisch zuzubereiten – für jeden Tag des Jahres eine .

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Heutzutage erfreut sich Portugal nicht mehr des großen Reichtums; das sieht man auch den Fassaden der in die Tage gekommenen Stadthäusern an. Doch auch das trägt zum Charme der Stadt bei. Unsere Unterkunft, ein ehrenwertes Residencial, war mit schiefen Wänden und fehlenden Fliesen ausgestattet – wir haben uns dort aber trotzdem wohlgefühlt.

Nach drei Tagen im schönen Lissabon fuhren wir mit der Bahn weiter nach Portimão an der Algarve. Hier ging es (dank Nebensaison) deutlich ruhiger zu als in der Hauptstadt, doch das Kopfsteinpflaster und der portugiesische Charme blieben uns erhalten.

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Wir machten einen Ausflug in den kleinen Fischerort Alvor, der noch recht verschlafen wirkte, im Sommer aber sicher vor Touristen nur so brummt.

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Außerdem zog es uns nach Lagos. Mit dem Zug erreicht man die Kleinstadt von Portimão aus bequem innerhalb von zwanzig Minuten. Zufällig stolperten wir in Lagos in den Wochenmarkt, auf dem Bauern aus der Umgebung Obst und Gemüse verkauften. Besonders die frischen Orangen und Zitronen lagen verführerisch in den Körben.

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Nachdem wir uns eine Weile durch die Stadt treiben lassen haben, machten wir uns auf zur Ponta da Piedade, einer Felsformation an der Atlantikküste. Sie zählt zu den Highlights der Algarve – und jetzt auch zu unseren persönlichen, denn der Ausblick war atemberaubend.

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Am nächsten Tag ging unsere kleine Algarven-Rundreise weiter nach Faro. Jetzt in der Nebensaison zeigt sich Faro als verschlafenes Örtchen, in dem man gut einen gemütlichen Cappuccino mit Blick auf den kleinen Hafen trinken kann (natürlich haben wir das auch gemacht!). Die alten Mauern und Gebäude erzählen vom Glanz vergangener Zeiten, während sich die Portugiesen in den Cafés und Pastelerias über das Fußballspiel des Tages austauschen.

 

Von Faro aus bot sich für uns ein Ausflug nach Albufeira an, dem bekannten Ferienort an der Algarve, der im Sommer besonders bei Briten sehr beliebt ist. Dementsprechend gibt es dort viele Lokale, die sich auf (britische) Touristen spezialisiert haben und günstiges English Breakfast oder Pizza anbieten. Da wir in der Nebensaison dort waren, konnten wir Albufeiras Straßen und Gassen noch relativ ruhig erkunden. Der breite Sandstrand lädt zum Sonnenbaden und Spazierengehen ein und die kleinen Cafés servieren Kaffee mit Aussicht.

An unserem letzten Abend in Faro – und damit auch dem letzten in Portugal und auf unserer Weltreise – gingen wir noch einmal am Hafen spazieren und genossen den Blick in die kleinen Gassen mit den Fliesen-verzierten Häuschen. Portugal hat uns noch einmal mit Sonnenschein und Lebensfreude verwöhnt und uns einen tollen Abschluss bereitet. Wir hoffen, es war nicht unser letzter Besuch hier.

Gold, Myrrhe und Weihrauch: Drei Wochen im Orient

Von den arabischen Ländern, die wir in den vergangenen drei Wochen bereist haben, wussten wir vorher zugegebenermaßen wenig. Orient, das klang immer ein bisschen nach Märchen aus tausendundeiner Nacht, nach Gewürzmarkt und Goldhandel, nach Kamelen und fliegenden Teppichen. Was wir wirklich dort erlebt haben und warum das gar nicht so weit vom Märchen entfernt ist, lest Ihr hier.

Dubai

Größer, höher, schneller, weiter: Dubai versucht ständig, nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen Städte zu übertreffen. So gibt es hier mit dem Burj Khalifa nicht nur das höchste Gebäude der Welt, sondern auch die größte Shopping Mall und – wie passend – die höchste Millionärsdichte der Welt. Gerade wird schon die nächste Mall errichtet, die dann wiederum die größte der Welt sein wird. Überall strahlt dem Besucher hier der pure Luxus entgegen.

Anfangs wunderten wir uns über diesen Ehrgeiz der Dubaier, immer der absoluten Spitze angehören zu wollen. Wozu das ganze? Doch unser Guide, der mit uns in die Wüste fuhr, löste das Rätsel bald für uns:

Dubai wurde in den späten 70er Jahren durch Öl reich. Doch schon seit den 90ern sitzt das Emirat auf dem Trockenen. Um den Reichtum zu bewahren, braucht das Land Einnahmen aus den zwei großen Wirtschaftszweigen Tourismus und Immobilien – und um Menschen für beides zu gewinnen, muss Dubai attraktiv bleiben. Deshalb reicht es nicht, einmal der modernste Staat gewesen zu sein; ständige Weiterentwicklung ist die Devise.

Womit Dubai allerdings nicht punkten kann, ist Geschichte. Erst mit dem Öl kam der Boom – die sogenannte Altstadt von Dubai ist gerade einmal knapp 50 Jahre alt. Vorher war hier Wüste.

Natürlich wollten wir sie auch sehen, die Wüste, die unendliche Weite, das große Nichts. Wir machten uns auf zur Wüstensafari. Heutzutage fährt man mit Jeeps hinaus in den Sand – die Kamele stehen nur noch für eine kurze Runde Reiten optional zur Verfügung.

Unser einheimischer Guide Hamad fuhr ungefähr zwanzig Minuten mit uns über die Dünen, bevor wir an ein nachgebautes „Beduinendorf“ kamen. Dort erlebten wir einen sehr schönen Abend, der tatsächlich an Märchen aus tausendundeiner Nacht erinnerte: Arabisches Barbecue (mit einem Buffet für Männer und einem anderen für Frauen), Bauchtänzerin und Feuerspucker. Eine Shisha-Ecke lud zum Verweilen ein und wer wollte, konnte sich mit Henna Verzierungen auf die Haut zeichnen lassen.

Mit dem heutigen Dubai hat das allerdings recht wenig zu tun; das wurde uns spätestens dann klar, als Hamad uns auf der Rückfahrt versicherte, die Bauchtänzerin wäre Russin gewesen, denn arabischen Frauen sei das natürlich verboten.

Das Gefühl zwischen Faszination und Irritation, das Dubai an diesem Abend in uns auslöste, begleitete uns noch bis zum Ende unseres Orient-Aufenthalts.

Abu Dhabi

Abu Dhabi ist die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate und steht Dubai in Glanz und Gloria nur wenig nach. Gold prangt dem Besucher hier aus jeder Ecke entgegen. Im „Emirates Palace“, einem Hotel, das ursprünglich als Treffpunkt für Staatsverhandlungen gebaut wurde, inzwischen aber als Luxus-Unterkunft fungiert, wird man vom Prunk förmlich erschlagen. Gold an Decken, Wänden und Böden, im Kaffee und aus dem Automaten (ja, man kann hier wirklich Gold aus dem Automaten ziehen).

Mindestens genauso schön, allerdings deutlich stilvoller und mit mehr Understatement kommt ein weiteres Wahrzeichen Abu Dhabis daher: Die Scheich-Zayed-Moschee, in der 40 000 Gläubige Platz finden, um zu beten. Dieser „Palast des Islam“ hat uns wirklich in seinen Bann gezogen. Vier Stunden haben wir auf dem Gelände verbracht und die Moschee von innen und außen bewundert – und das nicht, weil wir so ein unstillbar großes Interesse an religiösen Stätten hätten, sondern weil dieses architektonische Meisterwerk gerade während des Sonnenuntergangs in jedem Licht toll aussieht. Aber genug der Worte, seht selbst, was uns so verzaubert hat:

Weil man in Abu Dhabi auf Kunst und Kultur generell sehr viel Wert legt, entstand im vergangenen Jahr (2017) dort ein Museum, das Seinesgleichen im arabischen Raum sucht: Das Louvre Abu Dhabi. Die Namensgleichheit mit dem französischen Museum ist dabei kein Zufall – die beiden Kulturstätten sind Partner und im ständigen Austausch. Zur Eröffnung kam nicht nur der französische Präsident; auch einige altehrwürdige Kunstwerke wie das Portrait Napoleons wechselten ihren Standort von Paris nach Abu Dhabi.

Auch wir statteten dem fast noch neuen Louvre einen Besuch ab und bewunderten nicht nur die alten Werke (zu moderner Kunst fehlt uns irgendwie der Zugang…), sondern auch die wirklich interessante Architektur des Museums.

Bahrain

In Bahrain hatten wir das Glück, eine sehr gute Fremdenführerin zu haben: Birgit, eine Deutsche, die 2001 nach Bahrain auswanderte. Sie zeigte uns ihre Wahlheimat und versorgte uns dabei mit Hintergrundinfos. Ohne sie wären wir vermutlich nie im Souk von Muharraq gelandet, wo wir miterleben durften, wie Bäcker das Fladenbrot heute noch wie vor tausend Jahren backen.

Mit Birgit machten wir eine Tour durch den ganzen Inselstaat Bahrain – von den Türmen des World Trade Centers in der modernen Innenstadt Manamas bis zur Formel-1-Strecke in der Wüste, die der Kronprinz auch gerne selbst mal nutzt.

Da Birgit selbst mit einem Bahraini verheiratet und in die Familie integriert ist, konnten wir auch einen kleinen Einblick in das Privatleben der arabischen Familien gewinnen. So erzählte sie uns, dass Häuser üblicherweise zwei Wohnzimmer hätten: Eines für die Männer der Familie und eines für die Frauen, wobei Familienangehörige natürlich auch in das jeweils andere Zimmer gehen dürfen – nicht aber Besucher. Männlichen Besuchern ist es streng untersagt, in das Frauenzimmer zu gehen. Der Grund dafür: In den eigenen vier Wänden dürfen sich Frauen anziehen (oder auch nicht anziehen), wie sie wollen. Oft stecke unter der langen schwarzen Abaya, die jede arabische Frau in der Öffentlichkeit trägt, ein Minirock oder eine knallige Jogginghose. Der schwarze, leichte Mantel, wird angezogen, sobald fremde Männer einen Blick auf die Frau werfen könnten – sozusagen als Versicherung, dass die Frau nicht aus Versehen einen fremden Mann verführe.

So fremd das für unsere Ohren klingen mag, so normal ist dieses Verhalten hier in den arabischen Ländern. In den Malls und auf den Straßen sieht man einheimische Frauen tatsächlich fast ausschließlich in ihren schwarzen Abayas; teils sind auch ihre Gesichter verhüllt, teils schaut neben dem Gesicht auch ein Teil des Haars heraus. Es gibt auch extra Geschäfte, in denen die Frau eine schier unendliche Auswahl aus schwarzen Abayas hat – Shopping ist eben auch bei streng muslimischen Frauen in ;).

Katar (oder Qatar, je nach Schreibweise ;))

Doha, die Hauptstadt von Katar, machte auf uns erst einmal keinen besonders guten Eindruck: Zu Fuß konnte man sich kaum fortbewegen, ständig versuchten unterbeschäftigte Taxifahrer, uns eine Fahrt zu verkaufen. Fast schon aus Verzweiflung flüchteten wir uns ins Museum für islamische Kunst. Das stellte sich als guter Ort für einen Aufenthalt über Mittag heraus – während draußen die Sonne vom Himmel brannte, schlenderten wir durch die klimatisierten Räume aus weißem Marmor und lernten nebenbei noch etwas über islamische Kunst und Kalligraphie.

Später machten wir uns dann doch zu Fuß auf in die Altstadt – und das war die richtige Entscheidung, denn der Souk von Doha war der schönste, den wir auf dieser Reise entdeckten.

Souks sind das, was wir als Basar bezeichnen würden: Märkte mit vielen kleinen Ständen oder Geschäften in einer abgemauerten Halle oder Altstadt – geschützt vor der Sonne, die im Sommer die Luft auf über 40 Grad erhitzt. In einem Souk tummeln sich Händler für Lampen, Vasen, Geschirr, Töpfe, Schmuck, Spielzeug und vieles mehr. Natürlich kommen auch die Lebensmittel nicht zu kurz: Von süßen gefüllten Datteln bis zu den weltberühmten Gewürzmischungen kann man alles kaufen. Und so riecht es dann auch im Souk – nach Zimt und Kardamom, Koriander und Nelken, Muskat und Weihrauch.

Da standen wir also in Doha und waren, nachdem der Tag eher bescheiden angefangen hatte, doch noch im Märchen von tausendundeiner Nacht gelandet. Neben uns saßen Männer in ihren typischen weißen Gewändern und rauchten im Café eine Shisha, Händler breiteten ihre Waren aus und durch die Luft waberten Weihrauch-Wolken und Gewürzduft. Man hätte glauben können, im nächsten Moment käme aus einer der Lampen ein Geist geschwebt und würde nach unseren drei Wünschen fragen.

Gut, der märchenhafte Eindruck erledigte sich dann auch relativ schnell wieder, als wir versuchten, zu Fuß aus der Altstadt wieder zum Hafen zu laufen. Katar ist einfach (noch) nicht für Fußgänger gemacht – bis zur WM im Jahr 2022 ist hier noch einiges zu tun.

Oman

Schon vom Hafen aus gesehen machte der Oman – oder vielmehr Muscat, seine Hauptstadt, einen anderen Eindruck als die anderen arabischen Länder, die wir besucht hatten: Statt Wüste sahen wir Berge – und einen überdimensionale Weihrauchbrenner, das Wahrzeichen Muscats.

In der Stadt selbst dann kam uns weniger Gold, Prunk und Protz entgegen als an den anderen Orten – doch Muscat wirkt auf keinen Fall ärmlich! Im Gegenteil, die Gebäude aus weißem Marmor und hellem Sandstein verbreiten eine stilvolle Atmosphäre mit traditionell arabischen Flair.

Die Stadt Muscat ist konstant in Veränderung und wächst stetig. Das führt unter anderem dazu, dass einige Viertel der Altstadt schon dem Abriss zum Opfer gefallen sind (dort steht jetzt der Palast des Sultans). Unser Taxifahrer Ahmed, selbst Omani, sieht das allerdings positiv: „Before, Muscat small city and some villages. Now, Muscat bigger and bigger!“ lachte er.

Zum Wohlergehen seines Volks arbeitet der Sultan nicht nur am Gesundheitssystem und versucht, die Bildung seiner Untertanen auf international wettbewerbsfähigem Niveau zu halten; er beschenkt sein Volk auch mit großzügigen Gaben wie dem Opernhaus oder der großen Moschee, die wir auf unserer Tour besichtigten.

Die Moschee zählt zu den größten der Welt und fasst ungefähr 20 000 Gläubige.

Am Ende unserer Tour setzte uns Ahmed am alten Souk ab. Überdacht und so vor der Mittagssonne geschützt finden hier zahlreiche Händler Platz. Wir hätten hier von arabischen Hochzeitstruhen, Lampen und Weihrauchbrennern bis hin zu Kinderwägen und nachgemachten Fussballtrikots alles kaufen können. Mangels Platz im Rucksack und Geld in Landeswährung haben wir uns aber nur auf das Schauen und Riechen (Weihrauch und Mhyrre!) beschränkt.

Fazit

Der Orient, die arabischen Emirate, der mittlere Osten – wie auch immer man es nennen will: Für uns waren die drei Wochen in Dubai, Abu Dhabi, Bahrain, Katar und Oman eine ganz neue Erfahrung. Frauen in langen schwarzen Gewändern und Männer in weißen; nach Geschlechtern getrennte Gebetsräume in Shopping-Malls; Muezzin-Rufe und Weihrauchduft; Sheiks und Sultane; Gold in Automaten und auf Kaffee – das alles war für uns völlig unbekannt.

Zurück bleibt bei uns das Gefühl, das uns schon in Dubai beschlichen hat: Irgendwo zwischen Faszination und Irritation. Der Prunk, Protz und die Gloria, das Gold und der Luxus – das alles ist toll anzusehen. Sicher lässt es sich auch gut darin leben, solange man zu den Reichen der Gesellschaft gehört. Aber ist das nicht alles irgendwo Wahnsinn? Mitten in der Wüste künstliche Flüsse zu graben, um die größte Wassershow der Welt zeigen zu können? Noch während man das größte Einkaufszentrum hat schon das nächste, noch größere zu bauen, um wieder neue Touristen anzuziehen? Uns beschleicht ein wenig das Gefühl, dass der Reichtum und Ruhm der Emirate – besonders der von Dubai – im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut ist.

Singapur – sicherer Hafen als Ausweichstop

Eigentlich war Singapur nicht als Zwischenstop auf unserer Weltreise angedacht. Nachdem wir bereits 2014 zwei Nächte dort verbracht hatten und beim Flug von Bali nach Thailand das Vergnügen einer Stadtrundfahrt in der „Stadt des Löwen“ hatten, dachten wir, dass wir vorerst nicht mehr nach Singapur kommen.

Warum kamen wir also doch wieder nach Singapur? Bereits als wir in Hongkong waren, gab es in Taiwan an einem von uns angedachten Zielort (Hualien) ein schweres Erdbeben.

Daraufhin haben wir entschieden, dass es wohl für alle das Beste wäre, wenn wir – zumindest dieses Mal – nicht nach Taiwan gingen. Weder wollten wir uns der Gefahr von Nachbeben aussetzen, noch bei den Aufräumarbeiten stören. Den Angehörigen der Opfer und den Verletzten des Erdbebens gilt natürlich unser aufrichtiges Beileid.

Also beschlossen wir, erst einmal abzuwarten, wie gut es uns in Korea gefällt, bevor wir nach weiteren Alternativen Ausschau halten würden. Da es für uns so viel zu entdecken gab und uns Südkorea so gut gefallen hat, wurden aus der angedachten 5-tägigen Städtereise (Seoul) 12 Tage im „Land der Morgenstille“.

Da wir wussten, dass wir Ende Februar in den Orient weiter reisen wollten, suchten wir also einen passenden „Lückenfüller“ – und so landeten wir für die wenigen Tage doch wieder in Singapur.

„Singapore is a fine City“ – und das im doppelten Sinne: Die Stadt ist wunderschön, aber auch bekannt für seine harten Strafen (engl. Fine = Strafe).

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Während viele Reisende bei Flugreisen gerne ihre Koffer abschließen, damit nichts aus ihnen entwendet wird, ist es für die Einreise nach Singapur wichtiger, dass nichts dazu gepackt wird: Bereits im Einreiseformular, das wir im Flugzeug ausfüllen mussten, wird man in roten Buchstaben auf den konsequenten Umgang mit Drogenschmugglern hingewiesen: „DEATH FOR DRUGTRAFFICKERS BY SINGAPORE LAW“.

Die Todesstrafe gibt es schon für kleine Mengen an Drogen. Aber auch mit pornographischen Inhalten und Vandalismus verstehen die Singapuris keinen Spaß: Im Jahr 2015 wurden zwei Deutsche für das Sprühen von Graffiti auf eine Bahn zu 9 Monaten Gefängnis und 3 Stockschlägen auf den nackten Hintern verurteilt. Auch das Wegwerfen eines Zigarettenstummels oder Papierschnipsels auf die Straße kann empfindliche Geldstrafen nach sich ziehen.

Diese strengen Gesetze machen Singapur aber auch zu einer der sichersten Städte weltweit. Ein Fahrraddiebstahl ist hier schon so außergewöhnlich, dass an der betreffenden Stelle ein Schild aufgestellt wird; wir haben in den vier Tagen in Singapur zwei solcher Hinweisschilder gesehen.

Wenn man sich an die Regeln hält, kann man in Singapur eine tolle Zeit haben, denn der flächenmäßig kleine Staat hat viel zu bieten:

Nach unserer Ankunft in Singapur war unser erstes Ziel Little India. Dort fühlt man sich zeitweise tatsächlich wie in einem anderen Land: Sowohl die kulinarische Auswahl als auch die angebotenen Waren (Saris, indischer Schmuck) und die Menschen, die in Little India leben, hinterlassen den Eindruck, man wäre mal eben nach Indien gereist.

Von dort sind wir mit der U-Bahn nach Chinatown gefahren. Obwohl es nur wenige Stationen sind, hat man tatsächlich das Gefühl, mit der Metro von Indien nach China gekommen zu sein. So kurz nach Chinese New Year fanden wir Chinatown noch mit allerlei Schmuck und Glückssymbolen geschmückt vor.

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum „Treetop Walk“. Über eine Hängebrücke kann man dort 25 Meter über die Baumwipfel des Regendwalds hinweg spazieren. Um dorthin zu kommen, mussten wir allerdings je Strecke noch einmal ca. 3,5 km von der nächsten Bushaltestelle bis zum eigentlichen Walk laufen, da dort keine Fahrzeuge fahren können.

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Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und 30° Celsius barg das eine gewisse Anstrengung, die sich allerdings gelohnt hat:

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Wie schon an einigen vorherigen Destinationen begegneten uns auch hier ein paar nette (und freche!) Zeitgenossen:

Am Abend ließen wir uns ein weiteres Highlight Singapurs nicht entgehen, das wir bei den letzten Besuchen nicht geschafft hatten: Die Lichtshow im „Gardens by the Bay“.

Diese 101 Hektar große Parkanlage beheimatet neben echten Bäumen sogenannte „Supertrees“, baumförmige Stahlkonstruktionen, die bei der abendlichen Show zu Musik bunt beleuchtet werden.

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Die Show war sehr beeindruckend und ist zudem kostenfrei zugänglich. Der Boden unter den Supertrees war voll belegt mit Menschen, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten.

Im Anschluss ging es für uns noch mit dem Fahrstuhl auf die Dachterrasse des Marina Bay Sands, eines der luxuriösesten Hotels Singapurs.

Dort konnten wir den Blick über die nächtliche Stadt und Gardens by the Bay gleiten lassen

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Kulinarisch ist Singapur ein Paradies. Chinesisch, Indisch, Europäisch, Koreanisch, Japanisch, Thai… es gibt dort nichts, was es nicht gibt – und das zu sehr günstigen Preisen. Die Vielfalt der Einwohner Singapurs spiegelt sich in ihren „Food Courts“ wider. Das ist etwas, was wir in Deutschland vermissen werden: Jeder holt sich an einem der vielen Stände für wenige Dollar sein Essen und dann setzt man sich zusammen in der Mitte an einen Tisch. So einfach, so praktisch, so lecker!

So long, Singapur: Wir kommen bestimmt irgendwann wieder zurück. Und sei es nur als Umsteige- oder Ausweichstop ;).

S(e)oul of Asia: Südkorea

Wir hatten es geschafft: Nach langer Zeit, in der Südkorea auf unserer To-Do-Liste ganz weit oben stand, waren wir nun endlich da. Bisher mussten wir unsere Pläne für Korea aufgrund der politischen Situation immer wieder verschieben. Doch jetzt, nachdem wir die Lage seit Beginn unserer Reise permanent beobachtet hatten, fühlten wir uns sicher und bereit für einen Abstecher nach Südkorea.

Ausschlaggebend dafür war unter anderem auch eine Begegnung im Dezember in Australien mit einer US-amerikanischen Familie die in Seoul zuhause ist. Das Paar war mit seinen beiden Kindern in Australien im Urlaub, der Mann beim US-Militär hochrangig beschäftigt. Wir haben sie gefragt, wie sie die Situation einschätzen und sie versicherten uns glaubhaft, dass eine Reise ins Land absolut sicher sei. Außerdem fügte die Mutter hinzu, wir sollten unbedingt dorthin, wenn wir an Korea interessiert wären. „Seoul is great!“

Spätestens als bekannt wurde, dass Nord- und Südkorea anlässlich der Olympischen Spiele in Pyoengchang zusammenarbeiten wollten (und sogar eine gemeinsame Mannschaft beim Eishockey antrat), standen alle Zeichen auf vorübergehender Entspannung. Wir flogen also nach Seoul.

In den nächsten Tagen lernten wir erst Seoul und später Busan sowie die DMZ kennen – und das Land lieben. Das „Korea-Gefühl“ haben wir Euch ja schon im letzten Artikel versucht, näher zu bringen. Deshalb soll es jetzt um die Ecken von Korea gehen, die wir besucht haben und die uns, Stück für Stück, überzeugt haben.

SEOUL

Gyoengbokgung-Palast

Gleich am zweiten Tag nach unserer Ankunft wagten wir uns zu Fuß in die Kälte und spazierten zum Gyoengbokgung-Palast. Im 14. Jahrhundert erbaut, mehrfach (in Teilen) abgebrannt und wieder errichtet, steht der ehemalige Königspalast heute noch und strahlt eine gewisse Eleganz aus. Mit seinen verschiedenen Häusern, Gärten und Seen eignet er sich heute nicht nur für schöne Spaziergänge, sondern auch als Fotohintergrund für Fremde wie Einheimische.

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Gwanghwamun Square und Rathaus

Vom Gyoengbokgung-Palast führt ein kurzer Spaziergang zum Gwanghwamun-Platz, auf dem eine große Statue von König Sejon den Überblick behält. König Sejon spielt in der Geschichte Koreas aus mehreren Gründen eine entscheidende Rolle. Die wichtigste und bis heute bedeutendste Erfindung seinerseits war allerdings das koreanische Alphabet Hangeul, das er im Jahr 1443 für sein Volk entwickelte. Zuvor hatte man in Korea die chinesische Schrift benutzt – diese war aber nur Menschen mit guter Bildung begreiflich, deshalb bestand der große Teil der Bevölkerung aus Analphabeten. Mit der Begründung, dass der koreanischen Sprache ein ganz anderes System zugrunde liege als der chinesischen und man daher das Koreanische nicht mit chinesischen Schriftzeichen ausdrücken könnte, führte er drei Jahre später für sein Land ein Alphabet aus 19 Konsonanten und 21 Vokalen ein. Dieses Alphabet besteht, mit kleinen Abwandlungen, noch heute.

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Weil wir während der olympischen Spiele in Korea waren, teilte sich die Statue König Sejons den Gwanghwamun-Platz mit einigen kleinen Hütten, mit denen Werbung für Olympia gemacht wurde. Gut für uns: Hier staubten wir einen heißen Zitronentee ab, der uns bei den Minusgraden richtig gut tat.

Gegenüber des Gwanghwamun-Platzes ist das Rathaus zu finden, auf dessen Vorplatz zur Zeit unseres Besuchs eine Eislaufbahn aufgebaut war.

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Auf der anderen Seite des Platzes findet man den Deoksugung-Palast, den wir einige Tage später besuchten. Er ist etwas kleiner als sein großer Bruder Gyoengbokgung, aber genauso sehenswert.

 

Myoengdong und der N-Tower

Shopping und Essen sind zwei wichtige Aspekte in Seoul. Das merkten wir spätestens im Stadtteil Myoengdong. Dort reihen sich Läden und Restaurants aneinander; sonntags findet ein Markt statt und Essensbüdchen stehen Wand an Wand. Einheimische und Touristen schieben sich durch die Straßen und pendeln zwischen den vielen Kosmetik- und Klamottenläden, Fressbuden und traditionellen Restaurants. In Myoengdong ist ein Platz zum Geld ausgeben und Spaß haben – und sollte bei einem Besuch von Seoul unbedingt auf dem Programm stehen.

 

Wer eher auf Kultur und Religion Wert legt, kann in Myoengdong auch in die katholische Kathedrale gehen oder im zugehörigen Book Store nach religiöser Literatur Ausschau halten.

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In Myoengdong aßen wir übrigens auch einmal traditionell zu Mittag. Neben den von uns bestellten Gerichten gab es im Restaurant kostenfrei Kimchi und Reis (letzterer war allerdings gerade aus, als wir dort waren). Obwohl koreanisches Essen höllisch scharf sein kann, würden wir auf die Erfahrung nicht verzichten wollen.

 

Von Myoengdong aus haben wir auch den N-Tower zum ersten Mal gesehen. Nachdem wir feststellen mussten, dass die Distanz zu groß ist, um sie zu Fuß zurück zu legen, nahmen wir am nächsten Tag lieber den Bus zum Aussichtsturm.

Der N-Tower ist 236 Meter hoch und thront auf einem Hügel oberhalb Seouls. Dadurch hat man – an klaren Tagen – eine sehr gute Aussicht auf die Stadt und das umliegende Land. An den großen Glasscheiben der Aussichtsplattform stehen außerdem die Namen bekannter Städte, die in der jeweiligen Richtung liegen, sowie die Distanz zu ihnen. Leider war es ein bisschen neblig, als wir den Turm erklommen hatten.

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Gangnam

Dieser Stadtteil von Seoul ist durch einen Pophit bekannt geworden: 2012 besang der koreanische Künstler PSY das Viertel und nahm in seinem Text die Einwohner und das Flair von Gangnam auf die Schippe. Denn Gangnam ist ein bisschen das, was man in München früher Schickeria genannt hat: Gutaussehende Menschen fröhnen hier der Karaoke, vergnügen sich in Katzencafés oder trinken einen italienischen Rotwein bei leckerer Holzofenpizza (das ist in Korea etwa so exotisch wie bei uns Tibetisch – und entsprechend teuer). Neben Shoppingmöglichkeiten für so gut wie alles (Kosmetik, Kleidung, Haushaltswaren, Einrichtung, Elektronik…) fanden wir hier auch mehrere Irish Pubs. Dass der Eiffelturm jetzt nicht 100%ig dazu passt, sei den Inhabern verziehen.

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Itaewon und Kriegsmuseum

Wo wir bei Stadtteilen sind, in die sich ein Ausflug lohnt: Itaewon ist auch so einer. Das Viertel ist dafür bekannt, dass besonders viele Ausländer dort wohnen – Diplomaten, Militärangehörige, Wissenschaftler und digitale Nomaden. Das ist auch der Grund dafür, warum man in Itaewon japanisches Sushi, amerikanische Burger und türkischen Kebap essen kann. In den Läden hängen Trikots von amerikanischen Basketball-Stars neben Kopftüchern für muslimische Frauen. Es weht ein Hauch von Vielfalt und Exotik durch Itaewon. Und genau das macht den Stadtteil so interessant und liebenswürdig.

(Wir haben hier übrigens auch einen deutschen Laden gefunden… In Deutschland pleite, aber hier ist anscheinend noch alles senkrecht ;)).

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In direkter Nachbarschaft zu Itaewon liegt auch das Kriegsmuseum, das seinen Besuchern – recht einprägsam und „zum Anfassen“ – den koreanischen Krieg aus südkoreanischer Sicht näher bringt. Wir fanden es etwas befremdlich, wie viele Koreaner schon ihre kleinen Kinder in das Museum brachten und ihnen Panzer und Schlachtschiffe zeigten. Aber der Krieg gehört hier zur Kultur und zum kollektiven Gedächtnis.

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Olympiapark und olympische Stätten

Nein, zu den olympischen Spiele in Pyoengchang haben wir es nicht geschafft. Aber ganz im Geiste der Spiele haben wir uns aufgemacht, die Olympiastätten von 1988 in Seoul zu erkunden.

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Das Areal, in dem sich die olympischen Spiele von 1988 in Seoul abspielten, ist relativ groß. Von der Leichtathletik-Arena und dem Velodrom aus führt die „Straße der Stars“ zum Olympiapark.

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Dort findet man die Turnhalle, die Schwimmhalle und die Halle, in der das Gewichtheben ausgetragen wurde, sowie den Platz für das Springreiten.

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Über all die Hallen und Plätze erstreckt sich ein schöner Park mit breiten Fußgängerwegen. Anlässlich der olympischen Spiele wurden dort 1988 viele Kunstwerke von Künstlern aus den verschiedensten Ländern aufgestellt.

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Das größte und für uns auch eindrucksvollste davon ist das „Peace Gate“ – ein riesiges Tor, das die olympischen Ringe trägt und in unter dessen Bögen eine Flamme als Zeichen des olympischen Friedensgedankens brennt.

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Die Koreaner nutzen den Olympiapark heute gerne für Sport im Freien und für Spaziergänge. Eine der ehemaligen Sportstätten wir momentan zum Olympia-Museum umgebaut. 2019 soll es eröffnen; sicherlich dann auch mit den Ereignissen der diesjährigen Spiele in Pyoengchang.

Heunginjimun und Stadtmauer

Vor sehr langer Zeit, Ende des 14. Jahrhunderts, ließ der damalige König eine Schutzmauer um seine Heimatstadt Hanyang ziehen. Heute heißt die Stadt Seoul und ist längst weit über die ringförmige Mauer hinaus gewachsen, doch die Steinmauer steht (zumindest teilweise) noch und erinnert an vergangene Tage. Das Gleiche gilt für das Osttor namens Heunginjimun, eines von ehemals acht Toren der Stadtmauer.

 

Grand Park Seoul

An unserem letzten Tag in Seoul fuhren wir mit der U-Bahn fast eine Stunde hinaus an den Rand der Stadt zum Grand Park. Diese Parkanlage ist riesengroß und beinhaltet unter anderem einen botanischen Garten, einen Zoo und einen Vergnügungspark. Mit dem Sessellift kann man über den See und den botanischen Garten ans andere Ende des Parks fahren.

Im Winter ist der Park nur schwach besucht und so bot er sich für uns als ruhigen Spaziergang an – gerade das Richtige nach der brummenden Stadt. Im Frühjahr und Sommer allerdings ist hier sicher der Teufel los.

BUSAN

In den zwei Wochen, die wir in Korea verbracht haben, machten wir auch einen dreitägigen Abstecher nach Busan. Das Wetter war dort ein bisschen milder als in Seoul (wir konnten die Handschuhe, die wir uns in Seoul extra gekauft hatten, sogar weglassen!).

Busan zählt über drei Millionen Einwohner, wirkt im direkten Vergleich zu Seoul aber trotzdem etwas kleinstädterisch. Das eigentliche Zentrum (Busan Busan) besteht aus Geschäfts- und Verwaltungsgebäuden, während sich das Leben am Hafen abspielt. Glücklicherweise lag unser Hotel genau im Ausgehviertel von Busan, mit Blick auf den Hafen. Wir konnten so schon am Abend unserer Ankunft dort ein bisschen ins Nachtleben eintauchen und zwischen den Läden, Bars und Essens-Hüttchen herum stöbern.

Auch für einen Ausflug zum Busan-Tower war unsere Ausgangslage perfekt – wir mussten nur über die Straße gehen, um vor den Rolltreppen (!) zu stehen, die in den Park mit dem Aussichtsturm führten. Keine fünf Minuten später standen wir also vor dem Turm und schlenderten durch den (recht überschaubaren, aber schönen) Park.

 

TripAdvisor listete unter den Sehenswürdigkeiten außerdem die Gwangandaegyo-Brücke, die längste Hängebrücke Koreas. Wir gingen also los, um die Brücke zu besuchen. Obwohl uns der Anblick nicht so wahnsinnig von den Socken riss, machten wir also auch an diese Attraktion gedanklich einen „Gesehen“-Haken.

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Der große Fischmarkt, der als weitere Sehenswürdigkeit Busans gilt, hatte wegen dem chinesischen Neujahrsfest zur Zeit unseres Aufenthalts in Busan geschlossen, doch einige Stände in der Straße vor der Markthalle hatten ihre Ware ausgelegt und waren eifrig. Ehrlich gesagt sind asiatische Fischmärkte für uns immer ein bisschen schwierig: So gerne wir die Kultur authentisch und aus erster Hand erfahren wollen, so abstoßend sind doch oft die Bedingungen, unter denen lebende Fische und Meerestiere dort gehandelt werden. Der beißende Fisch- und Kanalgeruch macht das meistens nicht angenehmer. Aber so „echt“ wie auf dem Markt bekommt man als Reisender die Einheimischen mit ihren Sitten und Gewohnheiten wohl nirgends zu sehen.

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DMZ

Die dritte Region, die wir neben Seoul und Busan kennenlernen durften, war sehr eindrucksvoll – und das, obwohl wir nur einen Tag dort verbrachten: Die DMZ.

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DMZ – das steht für Demilitarisierte Zone und bezeichnet einen vier Kilometer breite Streifen Land an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Hier stehen sich also die beiden Teile eines Lands gegenüber, die 5000 Jahre Geschichte gemeinsam haben, doch durch Krieg und gegensätzliche Ideologien getrennt wurden. Bei unserem Besuch in der DMZ fühlten wir uns unweigerlich an unser Heimatland Deutschland erinnert. Hier in Korea ist die Teilung allerdings keine Geschichte, sondern bitterer Alltag.

Als Ausländer darf man die DMZ nur unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen betreten. So mussten wir unsere Pässe stets bei uns haben und wurden auch darauf kontrolliert. Natürlich darf man sich nur in einer geführten Gruppe dort bewegen. Unsere Reiseführerin bat uns im Bus sogar inständig, wir mögen uns bitte gut benehmen, an die Regeln halten und immer pünktlich im Bus zurück sein – sie würde sonst ihren Job verlieren.

Unsere Tour führte uns unter anderem zu einem von mehreren Tunnels, die Nordkorea schon kurz nach dem Waffenstillstand gegraben hatte. Durch diese Tunnels sollte die nordkoreanische Armee Südkorea blitzartig überfallen und einnehmen können. Die Tunnels wurden allerdings nie benutzt. Auf dem Bild ist eine Nachbildung zu sehen – in den „echten“ Tunnel durften wir zwar rein gehen, aber keine Bilder machen.

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Auch auf die Grenze zu Nordkorea konnten wir einen Blick werfen. Als wir dort ankamen, wurden wir von nordkoreanischer Seite mit klassischer Musik beschallt – ein Propagandamittel, gegen das Südkorea seinerseits mit K-Pop und Weltnachrichten hält. Ein komisches Gefühl beschlich uns: Da standen wir also, an der Grenze zwischen zwei Staaten, die mal einer waren, und sich jetzt nur bis an die Zähne bewaffnet ertrugen. Mit dem Blick auf einen der isoliertesten Staaten weltweit, in dem Menschen verhungern, während sich ihr geliebter Führer in seinem Luxuspalast verkriecht.

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Unser letzter Stop an diesem Tag machte uns eines deutlich: Den unverbesserlichen Optimismus und Perfektionismus der Südkoreaner. Wir kamen zum Bahnhof Dorasan. Dieser Bahnhof wurde 2002 eröffnet und wird seither immer auf dem neuesten Stand gehalten. Er soll nämlich für den Fall der Grenzöffnung als Grenzübergangsbahnhof dienen – und im Fall der Wiedervereinigung endlich ganz Korea an die Seidenstraße und die transsibirische Eisenbahn anschließen. „Wir wollen vorbereitet sein“, sagte unsere Reiseführerin, „denn wenn wir erst anfangen würden, zu bauen, wenn das Land schon wieder vereint ist, dann wären wir zu spät.“

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Und so hängen die Schilder zum Zug nach Pyoengjang schon, es gibt Vorrichtungen für Grenzkontrollen und Ticketschalter für Zugtickets nach Nordkorea. Doch der einzige Zug, der den Bahnhof wirklich benutzt, ist der Touristenzug aus Seoul einmal am Tag.

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Jeder Koreaner hat wahrscheinlich seine eigene Sicht auf die Kultur, Tradition und Politik des Landes. Einige sprechen offen davon, dass sie die Wiedervereinigung wollen; andere lehnen die Idee ab, mit dem diktatorischen Nachbarland Verhandlungen zu führen. Wir würden dem Land wünschen, irgendwann wieder an die 5000 Jahre gemeinsamer Geschichte anknüpfen zu können.

Korea ist faszinierend und wir sind sehr froh, dort hin gereist zu sein – trotz aller Bedenken. Wir haben uns dort zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt. Wir haben tolle Menschen kennen gelernt, die Korea lieben: Cheryl aus Malaysia zum Beispiel, unsere Rezeptionistin, die wir richtig gern gewonnen haben. Sie schrieb uns nach zwei Tagen Urlaub, den sie in ihrem Heimatland Malaysia verbrachte: „Missing Korea already“. Und so geht es uns auch ein wenig.

Danke, Korea. Missing you already.

Kalt, aber herzlich: Winterliches Südkorea

– 9 Grad Celsius. Wenn wir vorher schon in Hongkong gefroren hatten, bibberten wir bei unserer spätabendlichen Ankunft in Seoul so richtig. Trotzdem war die Neugier auf diese Millionenstadt, die schon aus der Luft gesehen so interessant funkelte, ungebrochen groß. Südkorea stand schon sehr lange auf unserer To-travel-Liste. Viele Kollegen, Freunde und Familienmitglieder konnten unser Interesse an dem Land nur schwer nachvollziehen – ist Südkorea in unseren Breitengraden doch weder für seine Strände noch für Luxusresorts bekannt. Stattdessen hören wir in den Nachrichten meistens von politischen Spannungen oder der erschreckend hohen Suizidrate unter jungen Menschen des Landes.

Doch wir wollten Südkorea kennenlernen. Und rückblickend sind wir sehr froh, das gemacht zu haben. Denn die zwei Wochen, die wir in Korea verbracht haben, gehören zu den schönsten und interessantesten unserer Weltreise.

Zwei Analphabeten in der Metropole

Koreanisch ist anders. Anders als alle europäischen Sprachen, anders als chinesisch, anders als japanisch. Nicht nur die Aussprache stellte uns vor Probleme (wir konnten nach zwei Wochen immer noch nicht „Danke“ sagen) – am schwierigsten gestaltete sich die Sache mit der Schrift. Denn natürlich konnte keiner von uns beiden das koreanische Alphabet, geschweige denn ganze Worte übersetzen. Wo in Hongkong meist noch englische Übersetzungen beigefügt waren, fehlten diese auf einmal: Auf Menükarten, Straßenkarten und Hinweisschildern. Wir fühlten uns ein bisschen wie Analphabeten (waren wir ja auch) und versuchten, anhand von Bildern und dem Trial-and-error-Verfahren zum Beispiel die Zutaten der koreanischen Gerichte auf der Karte zu erraten.

Gott sei Dank spendiert Seoul seinen Besuchern immerhin in der U-Bahn (übrigens das größte U-Bahn-Netz der Welt!) englische Übersetzungen. So konnten wir uns in Seoul relativ problemlos von A nach B bewegen.

Konversation betrieben wir außerhalb unseres Hotels dann meist mit Hand und Fuß; das klappte erstaunlich gut. Nur zweimal mussten wir uns geschlagen geben: Einmal, als ein uns völlig unbekannter Koreaner versucht hat, uns auf ein Bier aus dem Supermarkt einzuladen – zumindest glauben wir, dass er das meinte… Und einmal, als uns ein 80-jähriger Herr in der U-Bahn davon erzählte, dass er früher schon einmal in Deutschland war. Also, wahrscheinlich erzählte er das. Neben seinem Alter, Angela Merkel den Orten, Frankfurt, Dresden und Hamburg und „Good! Good!“ haben wir nämlich nichts verstanden. Gefreut hat sich der ältere Herr trotzdem; und dann ist es am Ende ja auch egal, ob wir ihn verstanden haben oder nicht.

Home away from home

Überhaupt haben wir in Südkorea unglaublich nette, liebenswürdige Menschen getroffen. Da ist zum Beispiel der Chef unseres Hostels, der uns, als er seine Kumpels zum Fernsehabend eingeladen hatte, eine Runde Schnaps mit eingoss. Er kannte uns da gerade zwanzig Minuten. Oder die putzige kleine Frau vom traditionellen Grillfisch-Imbiss gegenüber, bei der wir an unserem letzten Abend in Seoul gegessen haben. Auf unseren fragenden Blick hin, wie genau man das auf unseren Tellern denn jetzt isst, führte sie uns kurzerhand vor, wie man Algen, Fisch und Reis richtig kombinierte, und schob Anja die von ihr zusammengestellte Rolle einfach in den Mund. Sie tat das auf eine so liebenswerte Art, dass wir uns gleich ein bisschen zuhause fühlten. Obwohl ihre einzigen englischen Worte „Thank you, bye bye“ waren, verstanden wir uns blendend. Gerade diese netten Begegnungen mit den Koreanern machten es am Ende so schwer für uns, das Land wieder zu verlassen.

Zwischen Tradition und Moderne

Doch natürlich gibt es in Korea mehr als „nur“ nette Menschen. Das Land blickt auf 5000 Jahre Geschichte zurück und hat gleichzeitig hohe Ziele und große Pläne für die Zukunft. Gerade in Seoul kann man den Balanceakt zwischen uralter Tradition und hochmoderner Gegenwart spüren und erleben. Das beste Beispiel dafür war wohl unser Besuch des Gyeongbokgung-Palasts: Während wir den jahrhundertealten Palast anschauten, fielen uns immer wieder junge Leute in der traditionellen Tracht auf, die mit ihren Smartphones Fotos am Palast schossen.

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Irgendwann packte Anja die Neugier und sie fragte eines der Mädchen, warum sie so schick angezogen sei. Die Antwort war so simpel wie amüsant: Wer in Tracht kommt, darf kostenlos in die Anlage. Und da könne man gut Fotos machen (für Instagram). Sie lächelte. Als wir fragten, ob wir vielleicht auch ein Bild von ihr machen dürften, holte sie erst einmal ihren Kamm raus (der gehört zur Grundausstattung jeder Koreanerin) und posierte dann mit ihrem Freund für unsere Kamera.

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Immer ordentlich und schick

An dieser kleinen Anekdote sieht man schon: Koreaner sind im Allgemeinen erstens sehr freundlich und legen zweitens sehr viel Wert auf ihr Äußeres. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Den oben erwähnten Kamm hat augenscheinlich jede Koreanerin in der Tasche. Die Haare sind stets ordentlich gekämmt, die Lippen tragen zumindest einen Hauch von Farbe. Bei sehr vielen Frauen und einigen Männern konnten wir nicht schätzen, wie alt sie waren, denn sie hatten kaum Fältchen, selbst wenn ihr graues Haar verriet, dass sie wohl einem älteren Semester angehörten. Kein Wunder, dass Korea weltweit für seine Hautpflege bekannt ist! Gut, und für seine plastischen Chirurgen.

Ein Anblick, an den wir uns relativ schnell gewöhnten, waren jüngere Frauen, die in der U-Bahn Lockenwickler trugen oder ihr Make-up auffrischten. Die Bahn scheint generell so etwas wie das verlängerte Wohnzimmer der Koreaner zu sein: Die meisten Mitfahrer schauen über die exzellente WLAN Live-Fernsehen (vor allem Olympia), Frauen widmen sich ihrem Aussehen und ältere Menschen ziehen meist ihre Schuhe aus, wenn sie längere Fahrten vor sich haben und sich auf ihren speziellen Sitz für Alte und Schwache gekämpft haben. Diese Sitze gibt es in jeder Bahn – und sie sind unter älteren Herrschaften sehr begehrt, selbst wenn andere Sitze im Abteil noch frei sind. Da kommen schon auch mal die Ellenbogen zum Einsatz.

Um kein falsches Bild aufkommen zu lassen, müssen wir aber hinzufügen: Trotz der vielfältigen Aktivitäten ist es in der Bahn sehr ruhig und gesittet. Meistens sogar so ruhig, dass eine geflüsterte Unterhaltung schon auffällt.

Sitten und Unsitten

Anständiges Benehmen ist den Koreanern wichtig: Respekt vor den Alten, Freundlichkeit, Schuhe ausziehen wenn man in einem Wohnraum ist zum Beispiel. Allerdings definiert sich gutes Benehmen manchmal etwas anders als in unserem Kulturkreis – besonders, wenn es ums Essen und die Tischsitten geht. In Korea wird geschmatzt und – Verzeihung – gerotzt. Als unhöflich gilt es, sich während des Essens die Nase zu putzen. Stattdessen wird das, was scharfes Essen nun mal auslöst, hochgezogen. Wenn es sein muss, stundenlang. Daran mussten wir uns erst gewöhnen; es ist uns aber nicht vollständig gelungen. Die Sache mit den Essgeräuschen wird wohl nie unser Ding.

Kimchi und Co: Koreanische Kulinarik

Trotzdem fanden wir die koreanische Kulinarik sehr interessant und meistens auch sehr lecker. In Korea ist Essen eine soziale Angelegenheit; daher sind die meisten traditionellen Gerichte auch darauf ausgelegt, von mehreren Personen gegessen zu werden. Man bekommt also im Restaurant eine große Schüssel des bestellten Gerichts und so viele Teller, wie Personen mitessen. Das gilt insbesondere für Bibimbap. Beim Bibimbap gibt es eine große Schüssel in der Mitte, in der – je nach Variante – mariniertes, gebratenes oder mariniertes Fleisch, Fisch, Gemüse, Eier und Kimchi (dazu gleich mehr) fein ordentlich nebeneinander liegen. Dazu gibt es Reis für jeden am Tisch und verschiedene Soßen. Jeder Teilnehmer nimmt sich dann die gewünschten Zutaten und mischt sie in seinem Ess-Schälchen mit Reis und Soße. Sicher wird das ganze zuhause in den Familien ein wenig anders gehandhabt (und vermutlich bekommt dann einfach jeder die gleiche Zusammensetzung). Doch im Vordergrund steht bei diesem Essen die Geselligkeit. Das Gleiche gilt für traditionelles koreanisches Barbecue, Fondue oder Grillfisch-Essen – man bekommt immer ein eigenes Ess-Schälchen, holt sich seine Portion aber vom gemeinsamen Teller oder aus dem gemeinsamen Topf oder Grill, der in der Mitte des Tisches steht.

Fast jedes Gericht beinhaltet Kimchi – entweder als Bestandteil des Hauptgerichts oder als Beilage. Kimchi ist scharf eingelegtes, fermentiertes Gemüse. Je nachdem, wer es eingelegt hat bzw. in welchem Gericht man es isst, reicht der Schärfegrad von „angenehm würzig“ bis „höllisch scharf“. Man kann Kimchi in Einzelportionen zum Aufwärmen in der Mikrowelle kaufen (für den schnellen Hunger) oder in Großpackungen. Auf jeden Fall gehört Kimchi nach koreanischer Auffassung genau wie Reis zu jeder anständigen Mahlzeit und ist zudem noch gesund. Wahrscheinlich essen koreanische Kleinkinder schon Kimchi und Reis, bevor sie krabbeln.

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Die Tücken des Alters

Womit wir beim Alter wären. Ein wenig verwirrend kann es schon sein, wenn man in Korea nach seinem Alter gefragt wird und dann ein nachhakendes „Korean age or international age?“ hinterher kommt. Doch das macht durchaus einen Unterschied. Denn in Korea ist man am Tag seiner Geburt ein Jahr alt. Mit jedem Jahreswechsel wird man ein Jahr älter. Ist man also im Juni geboren, wird man im Januar des nächsten Jahres schon zwei. Anja wäre dementsprechend nicht 28, sondern 30 Jahre alt. Verwirrend? Ja, ein bisschen schon. In Korea aber ganz normal.

So, jetzt habt Ihr schon einen ersten Eindruck von Korea bekommen – von den Besonderheiten Koreas. Was wir nun eigentlich dort erlebt haben, erfahrt Ihr dann im nächsten Artikel.

Las Vegas des Ostens

Von Hongkong aus ist es nur ein Katzensprung in eine andere chinesische Sonderverwaltungszone: Macao, das „Las Vegas des Ostens“. Warum die Stadt diesen Beinamen bekommen hat? Sagen wir es so: Wer schon einmal in Las Vegas war und sich die Hotels und Casinos von innen angesehen hat, wird sich hier wie in einem Déjà-vu fühlen.

Denn in Macao findet man unter anderem, genau wie in Las Vegas, ein „Venetian“-Hotel mit Markusplatz und Gondelfahrten auf künstlichen Kanälen. Auch eine Nachbildung des Eiffelturms darf nicht fehlen; diese gehört natürlich zum Hotel „Parisian“.

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Neben den extrem aufwändig gestalteten Hotels mit Casino-Komplexen gibt es in Macao schier unendlich viele Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten. Wie schon in Hongkong sind auch hier alle großen Designer – und alle, die etwas auf sich halten – vertreten: Gucci, Chanel, Michael Kors, Luis Vuitton, Rolex, Stella Mc Cartney und viele mehr.

Für gut betuchte Hongkonger und Chinesen ist Macao ein perfektes Ziel für einen Wochenendtrip. Wir haben dort viele Familien gesehen, es ist also im Gegensatz zum „echten“ Las Vegas kein Ort, der nur Erwachsenen Spaß macht. Während Mama beim Shopping ist und Papa sich beim Zocken im Casino amüsiert, können die Kinder auf dem Indoor-Spielplatz toben.

Für uns war der Ausflug nach Macao ein schöner Tagestrip. Um längere Zeit dort zu verbringen, fehlt uns aber eindeutig der Hang zum Luxus-Shopping (und der entsprechende Geldbeutel ;)).

It‘s a small world after all… Unser Ausflug ins Disneyland Hongkong

Schon bei der Anreise zum Disneyland Hongkong hatten wir den Eindruck, von Hongkong aus in ein ganz neues Land zu fahren.

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Mit der Mickey-Mouse-U-Bahn ging es in einen Außenbezirk Hongkongs, wo ein großes Schild uns im Disneyland willkommen hieß. Dank vorgebuchter Tickets mussten wir nicht lange anstehen und fanden uns so schon kurz vor der offiziellen Öffnungszeit im Park.

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Zwischen Mickey, Minnie, Ariel und Dornröschen wurden wir für einen Tag auch wieder ein bisschen zu Kindern und genossen unseren Aufenthalt in Disneys Märchenwelt.

Was uns überrascht hat: Während wir es aus Europa gewöhnt waren, dass sich bei Öffnung der Tore am Morgen die Massen in den Park schieben, kamen hier viele Besucher erst am Nachmittag. Es gab sogar einen Rabatt von 10 % auf alles, was vor 13 Uhr in den Souvenirshops gekauft wurde – anscheinend ist es also normal, dass der große Ansturm erst nachmittags kommt. Gut für uns: So hatten wir in den Vormittagsstunden einige Attraktionen für uns und mussten nicht lange anstehen.

Dank der hervorragenden Anbindung von Disneyland an das Hongkonger U-Bahn-Netz kamen wir am späten Nachmittag problemlos und schnell wieder in die Stadt und unser Hotel zurück. Was uns von Disneyland bleiben wird? Tolle Erinnerungen an einen „magischen“ Tag – und ein immer wiederkehrender Ohrwurm von „It‘s a small world after all“!